26.8.06

Ein Pferd in Kalifornien

Ich war schon recht unruhig den ganzen Tag, obwohl ich ja wusste, dass Brownie frühestens gegen fünf Uhr nachmittags in Carmel Valley eintreffen würde. Der Fahrer des Transporters sollte uns eine Stunde vorher anrufen, also saß ich ab vier Uhr auf heißen Kohlen und traute mich nicht vom Telefon weg. Wäre ja nett gewesen, dann sofort losfahren zu können, um meine Pferdesachen zu verstauen und schon mal zu gucken, wo Brownie heute übernachtet und alles. Doch es wurde immer später und kein Anruf in Sicht. Um acht Uhr abends wurde ich dann doch sehr unruhig und malte mir schon die schlimmsten Horrorszenarien aus, was wohl alles hätte schief gehen können. Ein triftiger Grund, sich einfach nicht zu melden, fiel mir aber nicht ein. Wir hatten nur eine Büronummer und da ging natürlich um die Zeit keiner ran. Also saßen wir da und konnten nichts tun. Gegen halb neun hielt ich es wirklich nicht mehr aus und wir setzten uns ins Auto, um nach Carmel Valley zu fahren. Nur für den Fall, dass er doch schon eingetroffen war. Immerhin hatte der Fahrer Jons Handynummer und hätte trotzdem noch jederzeit anrufen können. Das Telefon war in Ordnung, wovon ich mich mehrmals selbst überzeugte und wir hatten auch die ganze Zeit über ein Signal. Es klingelte nur nicht.
Auf dem Hof war alles dunkel und leer. Wir drehten also wieder um und wollten schon enttäuscht nach Hause fahren, da kam uns ein großer Truck entgegen. Recht ungewöhnlich für diese Uhrzeit am Wochenende auf dieser Straße. Das konnte doch im Prinzip nur eins bedeuten! Wir wendeten und fuhren ihm hinterher und tatsächlich: Das war genau der Transporter, auf den wir den ganzen Tag verzweifelt gewartet hatten. Ein Glück, dass wir rausgefahren waren!
Der Stallbesitzer war informiert worden und uns hatte man wohl vergessen, aber das war ja jetzt auch egal. In dem riesigen Laster waren noch sechs Pferde, ein oder zwei andere waren schon "ausgeliefert" worden. Die Dimensionen waren doch anders als ein guter alter Zweipferdeanhänger.
Brownie war sichtlich froh, aus dem Ding rauszukommen. Ich führte ihn auf ein Grasstück, denn es wurde noch ein Appaloosa ausgeladen, auf dessen Besitzer wir warteten. In der Zwischenzeit lernte Brownie dann schon mal das trockene Graszeug Kaliforniens kennen.
Es war schon zu spät, um ihn noch in die Herde zu stecken, also brachten wir ihn, nachdem das andere Pferd abgeholt worden war, auf einen kleinen Paddock. Dort verbringt er nun die Nacht und morgen früh um zehn, wenn das Morgenheu aufgefressen ist, kann er seine neuen Mitbewohner kennen lernen. Besonders lustig fand er es nicht, alleine zu übernachten und rannte wie aufgezogen am Zaun hin und her, doch nachdem wir mit dem Licht weg waren, muss er sich schnell beruhigt haben, denn wir hörten zwar noch ein gelegentliches Wiehern, aber nicht mehr das Hin- und Hergerenne.
Ach, bin ich froh, endlich wieder ein Pferd zu haben!

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