Ich seh ja sogar irgendwo ein, dass es auch in Kalifornien irgendwann mal regnen muss und dass es diesen Winter bisher viel zu wenig geregnet hat. Toll finde ich es auch nicht, wenn das Gras, dass ja schon eine zartgrüne Färbung angenommen hatte, plötzlich wieder gelb wird vor Trockenheit.
Alles gut und schön, aber muss es denn gerade dann anfangen zu regnen, wenn ich Mittagspause machen will?
Ich hatte mir im Supermarkt Sushi besorgt - sowas esse ich immer am liebsten in der freien Natur - und Brownie gesattelt, um einen etwas längeren Samstagsmittagsausritt zu machen. Meine kleinen Satteltaschen aus Salinas sind prima für Tagesritte geeignet und es lässt sich alles Nötige bequem darin verstauen, ohne dass sie stören würden oder man eine große Satteldecke benötigt. Sie liegen immer komplett auf dem Pad auf und lassen sich von oben gut erreichen, sodass ich unterwegs immer wieder bequem Fotos machen kann. Natürlich hatte Jon mich gewarnt, dass es anfangen würde zu regnen und ich hatte wenigstens meine Santiago-Jacke an, die schon mal ein bisschen Regen abhält.
Beim Abritt war es auch noch trocken und ich ritt fröhlich durch den Carmel River und das Wohngebiet mit den vielen Pferdehöfen direkt am Garland Ranch Regional Park, um Brownie wenigstens den steilen Auf-, Ab- und Wiederaufstieg durch den Garzas Canyon zu ersparen.
Endlich kam ich in den Park und konnte antraben. Der River Trail ist einer der wenigen relativ flachen Wege und das muss man ausnutzen!
Denn schon bald bog ich in den Saddle Trail ein und da hieß es erstmal: Aufwärts! Brownie kam ins Schnaufen, denn es geht schon ganz schön steil aufwärts und er muss noch lernen, dass die meisten Aufstiege hier einfach zu lang und zu steil sind, um sie hinauf traben zu können. Denn wenn er das versucht, holt er Schwung, trabt ein paar Schritte und muss dann auch direkt wieder stehen bleiben, weil es doch zu anstrengend ist. Also lieber langsam aber stetig im Schritt rauf. Viel Zeit, das zu lernen hat er natürlich nicht mehr, weil wir in zwei Monaten ins brettflache Florida umziehen, also bin ich da nicht allzu streng mit ihm. Außerdem sind die Aufstiege wirklich gemein, wie ich in Vor-Brownie-Zeiten beim Wandern ja selbst oft am eigenen Leib erfahren konnte.
Jedenfalls gewannen wir rasch an Höhe und nachdem wir erstmal über dem Wald waren, wurden die herrlichsten Ausblicke über das Carmel Valley frei gegeben. Eigentlich müsste es hier allerdings schon grüner sein um diese Jahreszeit, aber was an Gras da ist, findet bei Brownie natürlich trotzdem reißenden Absatz.
Als wir endlich nach etwas über einer Stunde oben auf dem Berg bei der von mir geplanten Pausenstelle auf einer Bank unter einem Baum ankamen, fing es dann auch wie bestellt an zu regnen. Na klasse! Das Pferd war sowieso klatschnass von dem Aufstieg, aber ich wollte nicht, dass mein schönes Sattelfell, das ich von Walle zu Weihnachten bekommen habe und sich jeden Tag wieder als Balsam für meinen knochigen Hintern erweist, auch noch nass wird. Zum Glück steht aber direkt neben der geplanten Stelle ein großer immergrüner Baum mit Ästen, die bis auf die Erde reichen und in dieser Höhle fanden wir Schutz. Ich hatte mich ja auf eine schöne Aussicht und viel Gras für Brownie gefreut, aber manchmal kommt es eben anders und ich war ja froh, überhaupt eine geschützte Stelle gefunden zu haben. Für mein treues Ross hatte ich außerdem jede Menge Pferdeleckerlies und zwei Äpfel eingepackt, sodass er nicht ganz leer ausbleiben musste, nachdem er das zarte Grün unter dem Baum vollkommen zerwühlt und untergegraben hatte.
Ich aß nur schnell und dann ging es auch sofort weiter, denn irgendwie wurde mir auch ein bisschen kalt und 100% trocken war es unter dem Baum auch nicht.
Es regnete nicht besonders stark, als wir den Rückweg über den Esquiline Trail antraten. Jetzt ging es erstmal bergab, und das wieder ganz bis nach unten zum Carmel River. Brownie beeilte sich und ich bremste nur ein bisschen, wenn er zu schnell wurde und Anstalten machte anzutraben. Dazu ist dieser steile, bei Regen rutschige und schmale Weg nun wirklich nicht geeignet.
Wieder hatte ich weite Ausblicke auf Berg und Tal.
Bevor wir auf dem gewohnten Weg bis ins Tal zum Fluss kamen, bemerkte ich an einer Serpentine einen schmalen Wanderweg, den ich noch nie geritten oder gegangen war. Mein Abenteuergeist war geweckt und tatsächlich war das ein Glücksfund, denn der neue Weg ist zwar ziemlich überwachsen und zum Reiten wegen der tiefhängenden Äste nicht besonders gut geeignet, aber er kürzt ein ganzes Stück ab und führte uns direkt zum Fluss, wo wir nur noch einen kleinen senkrechten Steilhang zu bewältigen hatten, um ihn durchqueren zu können. Senkrechte Steilhänge sind natürlich Brownies Spezialität - Wahnsinn, wie trittsicher dieses Indianerpony ist - und so musste ich nicht mal absteigen.
Wir durchquerten also den Fluss, gelangten in den ausgetrockneten Teil des Flussbettes, den ich schon kannte und konnten nach einer weiteren Flussdurchquerung wieder dem River Trail folgen.
Der Regen hatte mittlerweile schon wieder aufgehört und damit Brownie wenigstens ein bisschen trocknen konnte, legten wir den Rest der Strecke, zurück durch das Wohngebiet und ein letztes Mal durch den Fluss, im Schritt zurück. Am Stall bekam er dann noch seinen wohlverdienten Hafer und wurde wieder auf die "Weide" entlassen.
Zu Hause angekommen merkte ich dann doch, was ich nochmal für ein Glück gehabt hatte, denn nun regnete es in Strömen. Laufen im Regen ist aber nicht so schlimm wie reiten im Regen und so war ich kurze Zeit später dann doch wieder draußen, um meine drei Meilen hinter mich zu bringen.
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